Forschungs-Nachricht
Sehen ist einer der wichtigsten Sinne für Vögel, jedoch ist die Verschaltung der am Sehprozess beteiligten Zellen bisher weitgehend unbekannt. caesar-Forscher*innen veröffentlichten nun eine Studie in The Journal of Neuroscience, die eine wichtige Grundlage für das Verständnis der frühen visuellen Verarbeitung in der Vogelnetzhaut liefert.
Doppel-Zapfen sind der am häufigsten vorkommende Photorezeptor-Zelltyp in den Netzhäuten von Vögeln, aber ihre genauen Funktionen bleiben ein Rätsel. Mit Hilfe modernster elektronenmikroskopischer Techniken haben Anja Günther und Kolleg*innen den ersten dreidimensionalen Datensatz einer Vogelnetzhaut erstellt, um bisher unbekannte Verbindungen zwischen den Photorezeptoren zu identifizieren und eine Klassifizierung der Bipolarzellen von Hühnern auf der Grundlage ihrer Anatomie und Photorezeptorkontakte zu erstellen. Die neu beschriebene Anatomie und Konnektivität legt zahlreiche Interaktionen zwischen Stäbchen und Zapfen sowie zwischen verschiedenen Zapfentypen in den ersten Stadien der visuellen Verarbeitung nahe. Bemerkenswert ist, dass 13 der 15 identifizierten Bipolarzelltypen zumindest einen Teil ihres Inputs von Doppel-Zapfen erhalten, was darauf hindeutet, dass diese in der Netzhaut der Vögel viele verschiedene und wichtige Rollen spielen.
Das Forscherteam von caesar und der Universität Oldenburg kommt zu dem Schluss, dass das neuronale Netzwerk und damit die Informationsverarbeitung in der äußeren Netzhaut der Vögel viel komplexer ist als bisher angenommen.